Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Mann steht am Feldrand und hält ein Tablet BULE Forschung Quelle: Edler von Rabenstein - stock.adobe.com

Ländliche Räume in Zeiten der Digitalisierung

Ein aktueller Schwerpunkt des Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) ist die Digitalisierung mit ihren Chancen und Herausforderungen für die ländlichen Räume. Digitale Anwendungen wirken mittlerweile in nahezu alle Wirtschafts- und Lebensbereiche hinein: von Arbeit, Ver- und Entsorgung und Mobilität über Wohnen und gesellschaftliches Miteinander bis hin zu Produktion, Gesundheit, Bildung, Informationsbeschaffung und Freizeit.

Gerade in ländlichen Räumen bietet sie die Chance, existierende Standortnachteile zu kompensieren und vorhandene Stärken weiter auszubauen. Gleichzeitig entstehen aber auch Unwägbarkeiten, da bestehende Raum-, Produktions- und Versorgungsmuster und Sozialstrukturen sich verändern. Diese Prozesse gilt es zu untersuchen und einzuschätzen.

Mit der Forschungsfördermaßnahme "Ländliche Räume in Zeiten der Digitalisierung" werden 14 wissenschaftliche Untersuchungen gefördert, die aktuelle wirtschaftliche, gesellschaftliche und räumliche Veränderungen in Zusammenhang mit der Digitalisierung in ländlichen Regionen analysieren. Von 2020 bis 2023 erhalten die Forschungsprojekte vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) je bis zu 300.000 Euro Fördermittel.

Die Forschungsprojekte umfassen eine große Vielfalt an Themen und Fragestellungen. Dazu zählen folgende Aspekte:

  • Wirtschaft und Erwerbstätigkeit, zum Beispiel Unternehmensgründungen oder Coworking
  • Veränderung des sozialen Zusammenlebens und ländlicher Lebenswelten, etwa im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements
  • die Teilhabe verschiedener Bevölkerungsgruppen am digitalen Wandel, also Aktivierung, Hemmnisse, Qualifizierungs- und Motivationsbedarf einzelner Gruppen
  • Ländliche Regionalentwicklung und neue digitale Instrumente und Strategien, beispielsweise Online-Beteiligungsformate oder interkommunale Vernetzung
  • Beiträge der Digitalisierung zur Daseinsvorsorge und Sicherung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, etwa in der Nahversorgung oder der medizinischen Versorgung

Auch Querschnittsthemen wie der Vergleich verschiedener Raumkategorien und europäischer Länder sowie Synergien verschiedener Bereiche der Daseinsvorsorge können Gegenstand der Förderung sein.

Ziele

Aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen Handlungsoptionen zur Sicherung attraktiver ländlicher Räume abgeleitet werden, die der Gewinnung neuer Erkenntnisse für die Politikgestaltung des BMEL und letztendlich für die Praxis der ländlichen Entwicklung dienen. Dementsprechend sollen im Ergebnis jedes Forschungsvorhabens auch konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet werden.

Maßnahmenstatus

Vorbereitungsphase

Inhaltlich-konzeptionelle Vorbereitung, Einbinden von externem Wissen, Erstellung und Veröffentlichung des Förderaufrufs

Beratungsphase

Beratung von Interessenten, Skizzen-Bewertung, Auswahl der Fördervorhaben, Beratung von Antragsstellern, Antragsprüfung, Widerspruchsverfahren, Bescheiderstellung

Förderphase

Fachliche Begleitung, Prüfung der Nachweise, Auszahlungen, Änderungen, Vernetzungstreffen, Öffentlichkeitsarbeit für BMEL und BULEplus

Evaluationsphase

Begleitende oder nachgelagerte Evaluation:
Finale Vorbereitung und Durchführung der inhaltlich-fachlichen Auswertung, Beauftragung von unterstützenden Dienstleistern, erster Wissenstransfer

Nachbereitungsphase

Nachbereitung (Prüfung und Abrechnung), weiterer Wissenstransfer, Ziehen von Schlussfolgerungen, u.a. für BMEL-Fördergestaltung

Projektbeispiel

Das folgende Projektbeispiel zeigt exemplarisch, was genau untersucht wird.

Hidden Champions auf dem Land

Mit erfolgreichen Unternehmen im ländlichen Raum, sogenannten Hidden Champions, befassen sich die Universitäten Hannover und Gießen gemeinsam. Sie möchten den Beitrag dieser Unternehmen zur Stabilisierung und sozioökonomischen Weiterentwicklung ländlicher Räume darlegen. Dazu gehört die Erfassung der Hidden Champions selbst, ihrer Strategien im Zuge der Digitalisierung und der Wechselwirkungen zwischen Unternehmen und Region.

Ziel ist es, zu verstehen, wie diese Unternehmen in ländlichen Räumen die Digitalisierung strategisch nutzen und welche Bedarfe sie hinsichtlich ihres Unternehmensstandorts haben. Das Forschungsteam identifiziert Faktoren, die zur erfolgreichen Ausschöpfung von Digitalisierungspotenzialen beitragen. In der politischen Praxis können auf Basis dieses Wissens passende Förderinstrumente entstehen, die kleine und mittlere Unternehmen im ländlichen Raum unterstützen.