Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Personen sitzen vor einem Bahnhof Generationenbahnhof Erlau Der Generationenbahnhof Erlau ist ein Treffpunkt für Jung und Alt. Quelle: Generationenbahnhof Erlau e.V.

Regionalität und Mehrfunktionshäuser

Der demografische Wandel ist ein immer wiederkehrendes Thema, wenn es um die Entwicklung ländlicher Regionen geht. Vielerorts altert und schrumpft die Bevölkerung, was zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt. Neue Wege für die Bereitstellung von Angeboten der Daseinsvorsorge vor Ort sind dabei ebenso gefragt wie innovative Ideen zum Umgang mit Leerstand. Direkt damit verbunden ist die Frage nach neuen Wegen zur Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat daher bereits im Jahr 2015 und damit als eines der ersten Modellvorhaben des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) "Regionalität und Mehrfunktionshäuser" ins Leben gerufen. 1,8 Millionen Euro flossen in insgesamt 19 Projekte, davon 13 im Bereich Mehrfunktionshäuser und sechs mit dem Fokus auf Regionalität.

In ganz Deutschland erhielten Ideen mit Modellcharakter so Unterstützung, mit besonderem Fokus auf der flexiblen und vielfältigen Nutzung von Gebäuden als sogenannte Mehrfunktionshäuser. Dorfladen, Poststelle, Vereinsräumlichkeiten und Arztpraxis können so beispielsweise innerhalb eines Hauses zusammengeführt werden. So stabilisiert und revitalisiert sich das lokale Angebot und der Ortskern wird aufgewertet.

Der Aspekt der Regionalität zielt besonders auf Nahversorgungsinitiativen sowie den Aufbau von regionalen Netzwerken ab, um Kooperation und Wertschöpfung vor Ort zu stärken.

Ziele

Ziel des Modellvorhabens "Regionalität und Mehrfunktionshäuser" war es, modellhafte Ideen vor allem im Bereich der Nahversorgung zu finden und praxistaugliche Konzepte bundesweit bekannt zu machen. Nicht nur Dienstleistungen und Daseinsvorsorge standen im Mittelpunkt, sondern auch das Schaffen eines neuen Miteinanders in vielen Dörfern und die Stärkung regionaler Wertschöpfung.

Im Jahr 2017 wurde die Förderung von Mehrfunktionshäusern in die Regelförderung der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GAK) aufgenommen.

Maßnahmenstatus

Vorbereitungsphase

Inhaltlich-konzeptionelle Vorbereitung, Einbinden von externem Wissen, Erstellung und Veröffentlichung des Förderaufrufs

Beratungsphase

Beratung von Interessenten, Skizzen-Bewertung, Auswahl der Fördervorhaben, Beratung von Antragsstellern, Antragsprüfung, Widerspruchsverfahren, Bescheiderstellung

Förderphase

Fachliche Begleitung, Prüfung der Nachweise, Auszahlungen, Änderungen, Vernetzungstreffen, Öffentlichkeitsarbeit für BMEL und BULEplus

Evaluationsphase

Begleitende oder nachgelagerte Evaluation:
Finale Vorbereitung und Durchführung der inhaltlich-fachlichen Auswertung, Beauftragung von unterstützenden Dienstleistern, erster Wissenstransfer

Nachbereitungsphase

Nachbereitung (Prüfung und Abrechnung), weiterer Wissenstransfer, Ziehen von Schlussfolgerungen, u.a. für BMEL-Fördergestaltung

Projektbeispiele

Die folgenden Projektbeispiele zeigen zum einen exemplarisch die Möglichkeiten, ein leerstehendes oder nicht voll genutztes Gebäude als Mehrfunktionshaus neu zu bespielen. Zum anderen wird deutlich, wie eine ländliche Region ihre regionale Wertschöpfung und lokale Produkte stärken kann.

Mehrfunktionshäuser:

  • Wie ein lange verfallender Bahnhof wieder zu neuem Leben erwachen kann, zeigen die Bürgerinnen und Bürger im mittelsächsischen Erlau. Nach 15 Jahren Leerstand erfüllte sich 2017 der Wunsch der Bevölkerung, das Bahnhofsgebäude zu einem Treffpunkt für die ganze Gemeinde zu machen. Als Kombination aus Seniorentagespflege, ambulanter Pflege, einer Zahnarztpraxis und einem breiten Angebot ehrenamtlicher Kultur-, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, dazu zahlreichen Veranstaltungen, ist der "Generationenbahnhof Erlau" Dreh- und Angelpunkt im Alltag vieler Menschen im Ort.
  • Der Coworking-Space Oderbruch eröffnete im Jahr 2018 in Letschin als einer der ersten seiner Art in Brandenburg. Die leerstehende, denkmalgeschützte alte Schule im Ort bot sich für eine Neunutzung an. Ziel war es von Beginn an, einen Treffpunkt sowie einen Ort für Veranstaltungen für Aktive und Kreative in der Region zu schaffen. Flexibles Arbeiten und die Vernetzung untereinander stehen im Mittelpunkt des Coworking-Space, der von der lokalen Wirtschaftsfördergesellschaft betrieben wird.

Regionalität:

Regionale Versorgungsstrukturen zu stärken, erfordert vor allem enge Zusammenarbeit und Kooperation der Akteure vor Ort. Mithilfe der Unterstützung durch die BULE-Fördermaßnahme "Regionalität und Mehrfunktionshäuser" haben es "Die Meck-Schweizer" in Mecklenburg-Vorpommern geschafft, ein regionales Logistiksystem aufzubauen. Bäckereien, Schnapsbrennereien und landwirtschaftliche Betriebe sind nur ein Teil des genossenschaftlichen Netzwerks aus vielen regionalen Unternehmen. Der Fokus liegt auf einer cleveren Logistik zur gezielten Zulieferung der Waren und dem regionalen Handel mit zertifizierten Produkten in einer großhandelsunabhängigen Vertriebsstruktur. Dazu gehören zum Beispiel eine Business-to-Business-Handelsplattform und die Warenlieferung mit Elektro-Mobilität. So profitieren nicht nur die lokalen Unternehmen, es landen am Ende auch deutlich mehr regionale Produkte auf den Tellern der Menschen in der Region.