Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Vier Personen an einem Tisch Soziale Dorfentwicklung Engagierte in Spanbeck entwickeln ihr Dorfleben weiter. Quelle: Jochen Kirchhelle

Soziale Dorfentwicklung

Das Bewusstsein für die dörfliche Lebenskultur und die Einbindung verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen und Generationen stehen im Zentrum der von 2016 bis 2019 über die Fördermaßnahme "Soziale Dorfentwicklung" unterstützten Projekte. Denn Treffpunkte, Möglichkeiten zur Begegnung und zum Austausch werden in vielen Dörfern seltener. Der Erhalt des eigenen Charakters ländlicher Gemeinden kann eine Herausforderung sein, gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.

Für eine erfolgreiche soziale Dorfentwicklung ist das aktive Mitwirken der vor Ort lebenden Menschen unverzichtbar. Die Vielfalt der sozialen Projekte im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) zeigt die Innovationskraft und den Gestaltungswillen der Menschen auf dem Land. Mit der Veröffentlichung im Jahr 2015 war die soziale Dorfentwicklung eine der ersten Fördermaßnahmen des BULE. Hier wurden insgesamt 36 Projekte mit je bis zu 75.000 Euro unterstützt; das Leuchtturmprojekt erhielt circa 120.000 Euro Förderung. Insgesamt gingen so rund 2,4 Millionen Euro an die ausgewählten Projekte.

Ziele

Ziel der Fördermaßnahme "Soziale Dorfentwicklung" war es, Dorfgemeinschaften zu beleben und die großen Potentiale, die sich auf lokaler Ebene immer wieder auftun, zusammen mit engagierten Akteuren vor Ort zu nutzen. Dabei ist es unerlässlich, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen angesprochen werden und die Vielfalt des Lebens in ländlichen Räumen zum Tragen kommt. So soll ein aktives Miteinander der vor Ort lebenden Menschen entstehen.

Maßnahmenstatus

Vorbereitungsphase

Inhaltlich-konzeptionelle Vorbereitung, Einbinden von externem Wissen, Erstellung und Veröffentlichung des Förderaufrufs

Beratungsphase

Beratung von Interessenten, Skizzen-Bewertung, Auswahl der Fördervorhaben, Beratung von Antragsstellern, Antragsprüfung, Widerspruchsverfahren, Bescheiderstellung

Förderphase

Fachliche Begleitung, Prüfung der Nachweise, Auszahlungen, Änderungen, Vernetzungstreffen, Öffentlichkeitsarbeit für BMEL und BULEplus

Evaluationsphase

Begleitende oder nachgelagerte Evaluation:
Finale Vorbereitung und Durchführung der inhaltlich-fachlichen Auswertung, Beauftragung von unterstützenden Dienstleistern, erster Wissenstransfer

Nachbereitungsphase

Nachbereitung (Prüfung und Abrechnung), weiterer Wissenstransfer, Ziehen von Schlussfolgerungen, u.a. für BMEL-Fördergestaltung

Projektbeispiele

Die folgenden Projektbeispiele zeigen exemplarisch die Vielfalt an Ideen der Menschen in ländlichen Regionen, das Zusammenleben und Miteinander vor Ort zu stärken.

  • Die "Alte Rollschuhbahn" im sächsischen Bad Lausick war lange ein brachliegendes Gelände. Der Kinder- und Jugendring Landkreis Leipzig (KJR) nutzte diesen Freiraum, um einen Begegnungsort für Einheimische und Geflüchtete zu schaffen, die zuvor aufgrund der schlecht angebundenen Gemeinschaftsunterkünfte für letztere nur schwer zusammenfanden. Mithilfe der Förderung durch die Soziale Dorfentwicklung konnte das Gelände auf Vordermann gebracht, vor allem aber eine hauptamtliche Stelle geschaffen werden. Dadurch entstand ein vielfältiges und regelmäßiges Angebot an Veranstaltungen, die "Alte Rollschuhbahn" wurde zu einem belebten Ort und das Angebot bis heute verstetigt.
  • Die Folgen des demografischen Wandels sind für viele ländliche Regionen in Deutschland mit großen Herausforderungen verbunden. Neue und innovative Ansätze sind nötig, um damit umzugehen – einer davon ist "Gemeinsam Aktiv". Die Gemeinde Nüsttal im hessischen Teil der Rhön verband Kindergarten und Tagespflege für ältere Menschen in einem Gebäudekomplex. So konnte die Schließung des Kindergartens in der Gemeinde verhindert werden und es gibt einen neuen Treffpunkt für alle Generationen im Ort. Die Förderung durch die Soziale Dorfentwicklung machte den Umbau und die Neuausrichtung des Angebots möglich. Die Gemeinde führt das erfolgreiche Projekt langfristig über die Förderphase hinaus weiter.
  • Auch in Spanbeck, einem kleinen Dorf im Süden Niedersachsens, fanden Engagierte vor Ort mit ihren Ideen einen gut funktionierenden Umgang mit dem demografischen Wandel. Öffentlicher Nahverkehr und Mobilität sind wohl zwei der komplexesten Themen der ländlichen Entwicklung, denn abseits des eigenen Autos wird es selbst bei einem gut ausgebauten ÖPNV schnell schwierig, von A nach B zu kommen. Die Lösung in Spanbeck: Unter dem Dach des Vereins Gemeinsam für Spanbeck e.V. fanden sich viele Bewohnerinnen und Bewohner zusammen, um via Smartphone ehrenamtlich Fahrdienste anzubieten. So kommen zum Beispiel Jugendliche auch noch spät von der Party nach Hause. Inzwischen gibt es auch ein Carsharing-Angebot mit Elektroauto.