Hauptamt stärkt Ehrenamt
Die ehrenamtliche Arbeit auf dem Land steht vor großen Herausforderungen: Nachwuchsmangel und zunehmende bürokratische Anforderungen, erschweren die Arbeit von Vereinen und Initiativen. Auch die sinkende Bereitschaft, sich innerhalb der gegebenen Ehrenamtsstrukturen langfristig zu engagieren und etwa ein Vorstandsamt zu übernehmen, zeigt, dass moderne Konzepte für ein zukunftsfähiges Ehrenamt gefragt sind.
Im Januar 2020 startete in 18 Landkreisen das Verbundprojekt "Hauptamt stärkt Ehrenamt". Es wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gemeinsam mit dem Deutschen Landkreistag (DLT) im Rahmen des Aktionsbündnisses "Leben auf dem Land" initiiert. Bis Ende 2022 wird auf Landkreisebene modellhaft der Aufbau nachhaltiger hauptamtlicher Strukturen zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements erprobt. Aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) erhalten die Landkreise pro Jahr jeweils eine Förderung in Höhe von bis zu 150.000 Euro.
Schwerpunkte der neu entstandenen Koordinierungsstellen in den Landkreisen sind unter anderem Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung für Vereine, der Aufbau und die nachhaltige Etablierung von Informations- und Austauschplattformen für eine bessere Vernetzung sowie vielseitige Qualifizierungsangebote für Ehrenamtliche. Die Landkreise haben bei ihrer Arbeit auch unmittelbare Bedarfe der Engagierten im Blick. So wurden und werden Ehrenamtliche für die neuen digitalen Herausforderungen in Zeiten der Pandemie durch gezielte Online-Schulungen fit gemacht.
Das Verbundprojekt wird in Zusammenarbeit folgender Partner durchgeführt: Deutscher Landkreistag e.V. und die Landkreise Ahrweiler, Bodenseekreis, Burgenlandkreis, Emsland, Erzgebirgskreis, Euskirchen, Göttingen, Höxter, Ludwigslust-Parchim, Oberspreewald-Lausitz, Regensburg, Rendsburg-Eckernförde, St. Wendel, Trier-Saarburg, Uckermark, Vorpommern-Greifswald, Waldeck-Frankenberg und Weimarer Land.
Ziele
Das Verbundvorhaben "Hauptamt stärkt Ehrenamt" dient dem Gewinn neuer Erkenntnisse über erfolgsversprechende Organisationsformen und -strukturen zur Unterstützung ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagements. Mit der Beteiligung von 18 Landkreisen aus allen 13 Flächenländern wird der Vielfalt ländlicher Regionen und ihrer unterschiedlichen Rahmenbedingungen Rechnung getragen.
Information, Beratung, Qualifizierung und Vernetzung sind elementare Eckpfeiler der inhaltlichen Ausrichtung der neuen Koordinierungsstellen, die unter Berücksichtigung regionaler Rahmenbedingungen dazu beitragen, das Ehrenamt in den ländlichen Räumen zukunftsfähig zu gestalten.
Anhand der Ergebnisse und Erfahrungen der Landkreise wird unter Federführung des DLT ein Praxis-Leitfaden erarbeitet, der nach dem Ende der Projektlaufzeit als Grundlage für den Aufbau und die Fortentwicklung nachhaltiger Strukturen zur Ehrenamtsförderung dienen wird.
Maßnahmenstatus
Vorbereitungsphase | Inhaltlich-konzeptionelle Vorbereitung, Einbinden von externem Wissen, Erstellung und Veröffentlichung des Förderaufrufs |
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Beratungsphase | Beratung von Interessenten, Skizzen-Bewertung, Auswahl der Fördervorhaben, Beratung von Antragsstellern, Antragsprüfung, Widerspruchsverfahren, Bescheiderstellung |
Förderphase | Fachliche Begleitung, Prüfung der Nachweise, Auszahlungen, Änderungen, Öffentlichkeitsarbeit für BMEL und BULEplus |
Evaluationsphase | Begleitende oder nachgelagerte Evaluation: Finale Vorbereitung und Durchführung der inhaltlich-fachlichen Auswertung, Beauftragung von unterstützenden Dienstleistern, erster Wissenstransfer |
Nachbereitungsphase | Nachbereitung (Prüfung und Abrechnung), weiterer Wissenstransfer, Ziehen von Schlussfolgerungen, u.a. für BMEL-Fördergestaltung |
Projektbeispiel: Koordinationsstelle für Ehrenamtliche in Euskirchen
Unter dem Motto "Ehrensache" richtet der im Süden Nordrhein-Westfalens gelegene Kreis Euskirchen eine zentrale Anlaufstelle für Fragen rund ums Ehrenamt ein. Zwei Projektmitarbeiterinnen bauen diese neuen Begleitstrukturen auf, um Ehrenamtliche zu unterstützen: Eine Koordinatorin kümmert sich ausschließlich um den Bereich der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr wie zum Beispiel die freiwillige Feuerwehr.
Die andere Stelle koordiniert alle weiteren Bereiche des Ehrenamts. Um dem Ziel der Beratung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen gerecht zu werden, sind unter anderem eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Ehrenamtstreff" sowie regelmäßige Sprechstunden vorgesehen, die abwechselnd in den Kommunen des Kreises und digital über eine Internetplattform oder App angeboten werden. Der Kreis setzt sich in seinem Projekt auch für die öffentliche Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit einsetzen. So wird regelmäßig ein Ehrenamt des Monats am Beispiel einer Persönlichkeit medienwirksam porträtiert.