Land(auf)Schwung
Mit dem Modellvorhaben Land(auf)Schwung unterstützte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zwischen 2015 und 2020 insgesamt 13 ausgewählte ländliche Regionen, die besonders vom demografischen Wandel, wirtschaftlicher Strukturschwäche und Problemen bei der Bereitstellung von Angeboten der Daseinsvorsorge betroffen waren.
Im Zeitraum von Juli 2015 bis April 2020 erhielten diese Förderregionen ein Regionalbudget für die eigenverantwortliche Umsetzung von Projekten vor Ort. Von 2015 bis Ende 2019 konnten die Regionen Projekte fördern und die Abwicklung und Ergebnisaufbereitung bis Ende April 2020 abschließen. Das BMEL unterstützte die Regionen mit insgesamt rund 32 Millionen Euro. Über 500 Projekte setzten die Akteure in den Regionen um.
Das BMEL hat den Regionen zwei Schwerpunktthemen vorgegeben: Sicherung der Daseinsvorsorge und regionale Wertschöpfung. Innerhalb dieser Themenfelder konnten die Land(auf)Schwung-Regionen eigene Schwerpunkte setzen und passgenaue Lösungen für die Herausforderungen vor Ort erarbeiten. Die Regionen steuerten die Projektauswahl über zuvor festgelegte strategische und operative Ziele.
Land(auf)Schwung hat Arbeitsplätze geschaffen sowie Jung und Alt in den Landkreisen und über ihre Grenzen hinaus mobilisiert. Die Menschen in den Regionen haben zum Beispiel Kampagnen gestartet, um Rückkehrerinnen und Rückkehrer anzusprechen, sie haben Chancen digitaler Vernetzung erprobt, digitale Kompetenzen entwickelt und selbst Bildung und Kultur vermittelt. Sie haben regionale Produkte bekannter gemacht und so manchem historischen Gebäude Leben eingehaucht. Unter ihnen sind viele Ehrenamtliche und Gruppen, die in regionalen Entwicklungsprozessen üblicherweise nicht so stark im Fokus stehen, zum Beispiel Jugendliche.
Die Geschäftsstelle des Modellvorhabens war im Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angesiedelt. Sie unterstützte die Regionen und war ihr zentraler Ansprechpartner während der gesamten Laufzeit. Das Vorhaben wurde vom Thünen-Institut für Ländliche Räume wissenschaftlich begleitet.
Ziele
Übergeordnetes Ziel des Modellvorhabens Land(auf)Schwung war es, Erkenntnisse für zukünftige Fördermaßnahmen des Bundes und der Länder für ländliche Räume zu gewinnen und Impulse vor Ort zu setzen. Mit dem Modellvorhaben sollten neue Wege in der ländlichen Entwicklung beschritten und erprobt werden.
Dafür unterstützte Land(auf)Schwung die ausgewählten Regionen zunächst in der Start- und Qualifizierungsphase bei der Erstellung eines regionalen Zukunftskonzepts. Während der Förderphase setzten die Regionen die Zukunftskonzepte mithilfe des Regionalbudgets in die Praxis um und verfolgten ihre regionsspezifischen Ziele. Mit der Förderung von konkreten Projekten konnte ein Beitrag geleistet werden, regionale Wertschöpfungsketten zu verbessern und dem demografischen Wandel aktiv zu begegnen. Die Abschlussbroschüre zu Land(auf)Schwung wurde 2021 veröffentlicht und ist hier bestellbar.
Maßnahmenstatus
Vorbereitungsphase | Inhaltlich-konzeptionelle Vorbereitung, Einbinden von externem Wissen, Erstellung und Veröffentlichung des Förderaufrufs |
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Beratungsphase | Beratung von Interessenten, Skizzen-Bewertung, Auswahl der Fördervorhaben, Beratung von Antragsstellern, Antragsprüfung, Widerspruchsverfahren, Bescheiderstellung |
Förderphase | Fachliche Begleitung, Prüfung der Nachweise, Auszahlungen, Änderungen, Vernetzungstreffen, Öffentlichkeitsarbeit für BMEL und BULEplus |
Evaluationsphase | Begleitende oder nachgelagerte Evaluation: Finale Vorbereitung und Durchführung der inhaltlich-fachlichen Auswertung, Beauftragung von unterstützenden Dienstleistern, erster Wissenstransfer |
Nachbereitungsphase | Nachbereitung (Prüfung und Abrechnung), weiterer Wissenstransfer, Ziehen von Schlussfolgerungen, u.a. für BMEL-Fördergestaltung |
Projektbeispiel
"Jugend-Kultur-Engagement" im Landkreis Sigmaringen
Das Projekt "Jugend-Kultur-Engagement" erprobte in den kleineren Kommunen des Landkreises Sigmaringen in Baden-Württemberg, wie sich Jugendliche in der Kommunalpolitik beteiligen und Verantwortung übernehmen können. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister luden hierfür jeweils alle 14-Jährigen ihrer Gemeinden ein, zunächst ein Jahr lang in sogenannten "14er-Räten" zu erarbeiten, wie sich ihrer Meinung nach die Gemeinde weiterentwickeln soll. Die Servicestelle Jugendkultur koordinierte das Projekt und war gleichzeitig zentrale Anlaufstelle. Sie begleitete die Gemeinden für etwa ein Jahr und stimmte sich dabei eng mit dem Gemeinderat und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ab.
Von diesem Modell profitieren Jugendliche und Gemeinden gleichermaßen. Die Jugendlichen konnten eigene Ideen einbringen und erhielten einen Einblick in die Arbeit der Kommunen. Das stärkt die Identifikation und Verbundenheit mit der Gemeinde und wirkt sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen aus. Für die Gemeinden ist die Einbindung von jungen Bürgerinnen und Bürgern ein wichtiger Bestandteil für die zukunftsgerichtete Entwicklung.
Als positive Nebeneffekte des Beteiligungskonzeptes sind zum Beispiel neue öffentliche Bereiche oder Jugendräume entstanden, welche die Gemeinden für unterschiedliche Zielgruppen attraktiver machen. Im 2.500-Seelen-Ort Scheer haben es die Jugendlichen beispielsweise geschafft, die Gemeinde von ihrer Idee zur Gestaltung einer Freifläche im Ort zu überzeugen.
16 Gemeinden haben im Rahmen von Land(auf)Schwung das Beteiligungsmodell "14er-Räte" erprobt und rund 280 Jugendliche an ihrer Kommunalarbeit teilhaben lassen. Fast alle Gemeinden wollen das Modell auch in Zukunft weiterführen.