Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Lebensmittelerzeugung: Kosten, Wert und Wertschätzung?

Zu welchen Kosten können Lebensmittel sozial- und umweltgerecht und unter Schutz und Förderung der Biodiversität erzeugt werden? Welche Initiativen bieten hierzu erfolgversprechende Anhaltspunkte und sind skalierbar? Wie können darüber hinaus Nutzen und Kosten abgebildet werden und zu Produktions- und Kaufentscheidungen beitragen?

Diese Fragen standen im Zentrum verschiedener Workshops und Veranstaltungen, an denen Beteiligte aus Landwirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft teilnahmen. Ziel in Themenfeld 1 war es, gemeinsam Lösungsansätze zur Abbildung der tatsächlichen Kosten landwirtschaftlicher Erzeugung zu entwickeln, die in der Breite der Lebensmittelerzeugung angewendet werden können.

Große Einigkeit bestand darin, dass externe Kosten, die bei der landwirtschaftlichen Erzeugung entstehen, derzeit gesamtgesellschaftlich getragen werden. Diese unberücksichtigten Kosten fallen immer dann an, wenn durch die Art und Weise der Erzeugung und Verarbeitung der Lebensmittel Schäden an der Umwelt oder auch im sozialen Bereich entstehen, die später von der Gesellschaft getragen werden.

Gemeinsam diskutierten die Beteiligten die Kosten der Erzeugung an Beispielen aus dem Ackerbau und der Tierhaltung. Außerdem stellten Beteiligte aus Wissenschaft und Praxis Ansätze vor, wie die externen Kosten sichtbar gemacht, minimiert oder in die Kosten der Erzeugung integriert werden könnten. Im Dialogprozess wurden verschiedene methodische Ansätze zur Bewertung von Umweltwirkungen der Lebensmittelerzeugung wie etwa das sogenannte True Cost Accounting (TCA) oder freiwillige Bewertungssysteme vorgestellt und kontrovers diskutiert.

Der Prozess verdeutlichte, dass derzeit keiner der vorgestellten methodischen Ansätze alle Beteiligten überzeugt. Vorbehalte in der Landwirtschaft aber auch im Bereich der Verwaltung wurden vor allem in Bezug auf die hohen Aufwände, die mit der Bewertung der Erzeugung im Einzelfall voraussichtlich einhergehen, sowie in Bezug auf mögliche Auswirkungen auf Konsumentscheidungen geäußert.

Ein Ergebnis war folgerichtig, dass alle Methoden, die auf die Konsumentscheidungen der Verbraucherinnen und Verbraucher setzen, von intensiver Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft flankiert werden müssen, damit die gewünschten Effekte überhaupt eintreten.

Ob möglicherweise die Erhöhung von Mindeststandards oder die Einführung von Anreizsystemen geeigneter wäre, die wahren Kosten der Lebensmittelerzeugung zu senken, konnte nicht mit einem abschließenden Ergebnis diskutiert werden.

Umso deutlicher zeigten die Veranstaltungen, wie wichtig ein weiterer Dialogprozess zur Zukunft der landwirtschaftlichen Lebensmittelerzeugung in Deutschland ist, in den vor allem auch die Erzeugerinnen und Erzeuger selbst miteinbezogen werden. Die hohe Beteiligung der Landwirtschaft an den Veranstaltungen des Themenfelds verdeutlicht die Bereitschaft auch seitens der Praxis zur nachhaltigen Veränderung der Erzeugung beizutragen.