Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Die Qualitätskontrolleurinnen und -kontrolleure der BLE Die BLE-Qualitätskontrolle auf der BUGA Die Qualitätskontrolleurinnen und -kontrolleure der BLE mit Waldemar Rebmann (3. v. l.) auf der Bundesgartenschau in Mannheim 2023 Quelle: BLE

Gut versorgt mit sicheren Lebensmitteln: Qualitätskontrolle "Obst und Gemüse"

Interview mit Waldemar Rebmann auf der BUGA Mannheim 2023

Jeden Tag finden in ganz Deutschland Kontrollen vor Ort statt, damit die Menschen sichere Lebensmittel erwerben können. Unser Prüfdienst nimmt alles unter die Lupe bevor es auf den Markt kommt: Sei es Obst, Gemüse, Hanf, Hopfen, Holz, Getreide, Biomasse oder Rindfleisch. Organisatorisch ist der Außendienst der BLE in drei Außenstellen aufgeteilt: Hamburg, Weimar und München. Im Interview auf der Bundesgartenschau in Mannheim 2023 gibt Waldemar Rebmann, stellvertretender Außenstellenleiter München (Referat 433), einen Einblick in seine Arbeit, bei der sich alles um Obst und Gemüse dreht.

Herr Rebmann, wenn ich höre, dass eine Bundesbehörde "Kontrollen" durchführt, erinnert es mich stark an den Zoll. Ist das eine ungewöhnliche Assoziation?

Zuerst möchte ich ganz deutlich sagen: Wir gehören nicht zum Zoll. Gleichwohl arbeiten wir eng mit den örtlichen Zollstellen zusammen. Der Prüfdienst der BLE erledigt seine Arbeit noch bevor der Zoll am Zuge ist. Unsere Rolle ist es, zu prüfen und zu beraten.

Nichtsdestotrotz sind Sie mit solchen Vorstellungen tatsächlich nicht ganz alleine. Auf Messen höre ich dann und wann Bemerkungen von Besuchern, die in diese Richtung gehen. Manche sehen in uns die unpersönliche Behörde, den pedantischen Kontrolldienst, der durch Bürokratie alles verkompliziert. Solche Fehlannahmen lösen sich aber auf, sobald wir mit den Leuten ins Gespräch kommen. Schnell wird dann klar, dass wir nicht das Problem sind. Ganz im Gegenteil: Unser Job, den wir nach EU-Richtlinien machen, ist eine Bereicherung für den Verbraucher. Wir geben Ratschläge und sorgen für Sicherheit, damit keine schlechte Ware in Umlauf kommt.

Eine der Messen, auf der wir präsent sind, ist zum Beispiel die Bundesgartenschau. Hier treten wir mit Verbrauchern in Kontakt und erläutern anhand von frischem Obst und Gemüse auf was es ankommt, wenn ein Produkt auf den Markt kommt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Erkennen von Qualität und Qualitätsmängeln. Darüber hinaus geben wir Tipps, wie gute Ware beim Einkauf aussehen sollte und wie Obst und Gemüse richtig eingelagert wird.

Ihr Büro befindet sich auf dem Frankfurter Flughafen, wo sich auch Ihr Arbeitsalltag abspielt. Da kommen doch täglich Unmengen an Waren an. Wie kontrollieren Sie das alles und wie lange dauert es, bis die Ware bei mir, beim Endkunden ankommt?

Wir kontrollieren stichprobenartig und sind dabei nur für sogenannte Drittländer zuständig. Das sind Staaten, die nicht zur EU gehören. Im Vorfeld wird eine Risikobewertung aufgestellt, bei welchen Warenarten und bei welchem Land genauer hingeschaut werden muss. Der Kontroll-Prozess startet mit der Anmeldung eines sogenannten Einführers in unserem Portal "Quakon". Wir sprechen hier von 35.000 Anträgen und mehr als 100.000 Partien im Jahr. Mit einer "Partie" bezeichnen wir eine bestimmte Warengruppe einer Sendung. Enthält eine Sendung beispielsweise Erdbeeren, Mangos und Kiwis, wird von drei Partien gesprochen.

Wenn bei uns die Ware in Quakon eingestellt wird, orientieren wir uns einfach an einem Ampelsystem: Keine Farbe oder grün bedeutet, dass wir nach eigenem Ermessen kontrollieren können. Bei Gelb sollten wir reinschauen und bei Rot müssen wir es.

Wenn wir keine Beanstandung haben, sind die Zwiebeln aus Neuseeland, die hier auf meinem Tisch liegen, kurze Zeit später auf der Sortieranlage, dann werden sie geputzt und verpackt. Am darauf folgenden Tag können Sie das Gemüse kaufen. Manchmal werden sie auch eingelagert. So überbrückt man den Zeitraum, in dem es keine europäischen Zwiebeln gibt, etwa mit neuseeländischen Importen.

Wie kann ich mir den Kontrollvorgang vorstellen? Vielleicht können Sie mir ein paar Routinen aus dem Alltag eines Prüfers verraten.

Zuerst achten wir auf die äußere Beschaffenheit und machen uns einen Gesamteindruck, bevor wir eine Probe nehmen. Um beim Beispiel der Zwiebel zu bleiben, klären wir folgende Fragen: Wurde die Ware lose geliefert, in Holzkisten oder Säcken? Wie ist die Sortierung? Ist die Ware homogen oder haben wir rote und helle Zwiebeln?

Dann führen wir eine Probenahme durch, mischen diese und entnehmen einen Eimer voll Zwiebeln. Diese reduzierte Menge nehmen wir genauer unter die Lupe. Nicht gut ist eine Zwiebel, wenn sie weich ist, Schimmel oder Risse hat. Dann schneiden wir sie längs und quer auf. Wenn eine Zwiebel komplett verschimmelt ist, kann man oft nichts mehr machen. Sie steckt auch die anderen im Gebinde an.

Wenn wir eine Partie beanstanden müssen, ist es wichtig, eine Eingrenzung vorzunehmen. Hierbei schauen wir uns an, aus wie vielen Losnummern eine Sendung besteht. Jede Sendung bekommt vom Absender oder Packer eine Losnummer zugeordnet. Vielleicht ist ja nur Losnummer eins zu beanstanden aber Losnummer zwei, drei, vier und fünf sind völlig in Ordnung.

Was passiert mit Ware, die der Prüfer beanstandet? Wird das alles vernichtet und landet im Schredder oder gibt es nachhaltige Verwendungsmöglichkeiten?

Ich würde sogar sagen, dass es ausschließlich nachhaltige Lösungen gibt. Der Kunde kann im geschilderten Fall entscheiden, ob er die Zwiebeln zurück nach Neuseeland nimmt oder einen Abnehmer außerhalb der EU findet; wir machen da keine Vorgaben. Im Falle der Aufbereitung vereinbaren wir einen Termin, bei dem es eine Nachkontrolle gibt.

Eine weitere nachhaltige Möglichkeit ist beispielsweise die Biogasanlage: Wir hatten vor einigen Jahren einen Fall, wo drei Container mit Biobananen ankamen. Unterwegs ist wohl ein Kühlsystem ausgefallen und die Früchte fingen an zu reifen. Das bedeutet Kondenswasser und jede Menge Schimmel. Die Ware war total hinüber, sodass sie niemand mehr aufbereiten konnte. Der Kunde wollte sie auch nicht mehr haben.

Aber selbst hier haben wir eine Lösung gefunden: Die Bananen wurden einer Biogasanlage zur Verfügung gestellt im Auftrag des Einführers, unter unserer Aufsicht und in Absprache mit der zuständigen Zollbehörde. Wie eingangs gesagt: Wir sind Problemlöser und lassen unsere Kunden nicht im Regen stehen.

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