Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Viele Frauen sitzen auf Bänken in einem afrikanischen Dorf Das Projekt NaviNut: Handlungskompetenz von Frauen für eine bessere Kinderernährung stärken Community Session in Nikki, Nord-Benin Quelle: A. Dogo

Welternährungstag: Ernährungsumfelder als Schlüssel zur Überwindung von Fehlernährung

In Subsahara-Afrika widmen sich zwei Forschungsprojekte der Analyse von Ernährungsumfeldern, um unterschiedliche Formen der Fehlernährung zu überwinden. Die BLE betreut die beiden Verbundvorhaben "NaviNut" und "FoodSAMSA" als Projektträger.

Das gleichzeitige Auftreten von Mangel-, Unter- und Überernährung prägt die aktuelle Ernährungssituation. Durch Urbanisierung und ökonomische Entwicklung verändern sich zunehmend Lebensstile und damit einhergehend Ernährungsverhalten und Essgewohnheiten. Dies birgt Potentiale und Risiken für eine Verbesserung der Ernährung.

Das Ernährungsumfeld beschreibt den physischen, wirtschaftlichen, politischen und soziokulturellen Kontext, in dem Verbraucherinnen und Verbraucher agieren, um ihre Entscheidungen über den Erwerb, die Zubereitung und den Konsum von Lebensmitteln zu treffen. Um passende Möglichkeiten der Veränderung für eine gesundheitsförderliche Ernährung zu erarbeiten, kommt der Erforschung von Ernährungsverhalten und -gewohnheiten sowie ihrer Treiber, eine Schlüsselrolle zu.

Das Projekt NaviNut: Handlungskompetenz von Frauen für eine bessere Kinderernährung stärken

Besonders in den Trockengebieten des afrikanischen Kontinents ist die Zahl der mangel- und unterernährten Kinder alarmierend. Obwohl es Ernährungsempfehlungen gibt, werden diese bisher nur unzureichend umgesetzt. Es sind nur geringfügige Verbesserungen der Ernährung von Kindern zu beobachten. Da Frauen die Hauptverantwortung für die Ernährung der Familie tragen, stehen sie vor der Herausforderung, sich in wandelnden Ernährungsumfeldern zurechtfinden zu müssen. Daher geht das Projekt NaviNut in Benin und Kenia gemeinsam mit Müttern der Frage nach, wie sie die Ernährung ihrer Familien, insbesondere der Kinder und Kleinkinder, verbessern können.

Das NaviNut Projekt unterstützt Mütter bei ihren Entscheidungen zur Ernährung ihrer Kleinkinder. Es untersucht, wie die Zugänglichkeit und Attraktivität lokal verfügbarer, nahrhafter, traditioneller Lebensmittel ganzjährig gefördert werden können. Dabei spielt die Entwicklung geeigneter Dialogformate und Lernmöglichkeiten für die Mütter, basierend auf ihrem vorhandenen Wissen, eine wesentliche Rolle. Zusätzlich sind lokale Gesundheitsdienste eingebunden um bestehendes und neues Wissen zu ernährungsbezogenen Aspekten nahrhafter, traditioneller Lebensmittel stärker in die Gesundheitsarbeit zu integrieren.

Die bisherigen Projektaktivitäten zeigen, dass die Mütter über Wissen und lokale Innovationen verfügen, die bisher nicht in Beratungsmaßnahmen zur verbesserten Kinderernährung Eingang gefunden haben. Auch spezielle lokale Gegebenheiten, wie zum Beispiel Trockenheit oder Abgelegenheit und Kultur wurden bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Demnach unterscheiden sich die Ernährungsumfelder von Müttern in benachbarten Gebieten teils erheblich, was große Wirkung auf Lebensmittelauswahl und Ernährungsvielfalt bei der Kinderernährung hat.

NaviNut - Stärkung der Handlungskompetenz von Frauen in sich verändernden Ernährungsumfeldern zur Verbesserung der Kinderernährung in afrikanischen Trockengebieten:

Das Projekt FoodSAMSA: Unter-, Mangel-, Fehl- und Überernährung gleichzeitig adressieren

Oftmals treten verschiedene Formen einer nicht angemessenen Ernährung und die damit verbundenen Folgeerkrankungen innerhalb von ganzen Bevölkerungen oder auch einzelnen Personen gemeinsam auf und beeinflussen sich gegenseitig. Beispielsweise kann Unterernährung im Kindesalter das Risiko für Überernährung und Adipositas im Erwachsenenalter erhöhen. Einseitige und falsche Ernährung können gleichzeitig zu Übergewicht und zu einem Mangel an Mikronährstoffen führen. Für dieses Phänomen hat sich der englische Begriff "double burden of malnutrition" oder zu Deutsch, doppelte Belastung durch Fehlernährung, etabliert.

Mit einem Fokus auf Südafrika identifiziert das Projekt Food-SAMSA die Treiber und Ursachen dieser doppelten Belastung und erarbeitet entsprechende Interventionen auf den Ebenen von Politik, Gemeinschaften sowie Haushalten und Individuen. Es stattet politische Entscheidungstragende sowie Akteure der formellen und informellen Lebensmittelindustrie und der Zivilgesellschaft mit wichtigen Kompetenzen aus, um effektive Maßnahmen für die Förderung einer gesunden und bedarfsgerechten Ernährung zu entwickeln und umzusetzen.

Die bisherigen Ergebnisse des Projekts illustrieren, dass Südafrikanerinnen und Südafrikaner vielfach einem ungesunden Ernährungsumfeld ausgesetzt sind. Um dieser Problematik zu begegnen, stellen Maßnahmen, Richtlinien und Programme, die die Ernährung auf politischer, gemeinschaftlicher und individueller Ebene beeinflussen, einen effektiven Hebel dar.

Food-SAMSA - Gestaltung von Ernährungsumfeldern zum gemeinsamen Adressieren von Unter-, Mangel-, Fehl- und Überernährung in Sub-Sahara Afrika

Hintergrund: Internationale Forschung zur Welternährung

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert weitere Projekte und die internationale Forschungszusammenarbeit im Bereich Welternährung. Ziel ist es, durch Forschungskooperationen zwischen deutschen Forschungseinrichtungen und solchen in Subsahara-Afrika sowie Süd- und Südostasien bedarfsorientierte Erkenntnisse und Lösungsansätze zu erarbeiten.

Zudem sollen die interregionale Zusammenarbeit und der länderübergreifende Wissensaustausch die Entwicklung wissenschaftlicher Netzwerke stärken, langfristige Partnerschaften etablieren und einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Kapazitäten vor Ort (Capacity Development) leisten. Grundlegend ist dabei die Anwendung partizipativer, praxis- und anwendungsorientierter sowie inter- und transdisziplinärer Forschungsansätze. Der Projektträger BLE ist dabei im Auftrag des BMEL für die administrative Bearbeitung und fachliche Begleitung der internationalen Forschungsprojekte verantwortlich.