Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Auditorium BZL-Beratertagung Quelle: BLE

Wasser im Fokus: die BZL-Beratertagung 2024

Wie Beratungskräfte landwirtschaftliche Betriebe beim nachhaltigen Management von Wasser unterstützen können, zeigte das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) zusammen mit dem Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) auf der zweiten BZL-Beratertagung am 22. und 23. April 2024 in Neudietendorf.

Die rund 65 Teilnehmenden kamen deutschlandweit aus verschiedenen Beratungseinrichtungen, der landwirtschaftlichen Praxis sowie von Behörden. Ihr unterschiedlicher Blickwinkel sorgte von Beginn an für einen regen Austausch. Dr. Matthias Nickel, Vizepräsident der BLE, begrüßte alle Angereisten und lobte die konstante Zusammenarbeit mit dem Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) und dem Umweltbundesamt (UBA). Es wurde insbesondere deutlich, dass die Vernetzung der Beratungskräfte deutschlandweit im Zentrum der Tagung steht.

Nationale Wasserstrategie

Das Thema der Tagung ,"Betriebliche Möglichkeiten für Gewässerschutz und Wassermanagement", betrifft nicht nur die Landwirtschaft, sondern alle Wirtschaftssektoren und stellt eine der größten aktuellen Herausforderungen dar. Daher wurde im März 2023 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Nationale Wasserstrategie veröffentlicht.

Herausforderungen durch den Klimawandel

Welche Herausforderungen gibt es in der Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels und wie ändert sich das Klima in Deutschland? Diesen Fragen versuchten Dr. Cathleen Frühauf (Deutscher Wetterdienst) und Ralph Gockel (Landesverband der Wasser- und Bodenverbände Rheinland-Pfalz) mit zwei Keynotes nachzukommen. Es wurde deutlich, dass es zunehmend Probleme mit Extremwetter gibt, sich die phänologischen Jahreszeiten weiter verschieben und im Jahresverlauf zunehmende Veränderungen des Wasserdargebots auftreten. Vielseitige Anpassungsstrategien wie beispielsweise Regenerative Landwirtschaft, Bodenschutz oder die Anlage von Agroforstsystemen, also das Kombinieren von Bäumen und Sträuchern mit Ackerkulturen, sind einzelbetriebliche Möglichkeiten, um auf die Wetterveränderungen zu reagieren.

Gewässerschutz

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde der Gewässerschutz thematisiert. Manuela Bärwolff (Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum) stellte die Thüringer Gewässerschutzkooperationen als Beratungsinstrument zur Optimierung von Stickstoff-Management und Erosionsschutz vor. Dr. Bernhard Wagner vom Wassergut Canitz GmbH, einem Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke, machte in seinem Vortrag deutlich, dass die Fruchtfolgegestaltung und der Anbau von Zwischenfrüchten aktiv zum Boden- und Grundwasserschutz beiträgt. Katharina Auferkamp-Lutter (Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie) stellte die Konservierende Landwirtschaft als Strategie für eine wasserschonende Flächennutzung vor. Frauke Deerberg (Universität Kassel) veranschaulichte Strategien des Nährstoffmanagements im Legehennenauslauf. In Versuchen der Universität Kassel wurden diverse Substrate untersucht mit dem Ergebnis, dass organische Substrate wie Holzpellets oder Strohmehlpellets die Stickstoffeinträge am besten speichern. Der Fokus von Andreas Pelzer (Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen) lag auf dem Prozesswassermanagement in der Milchviehhaltung. Generell werde es immer wichtiger, neue Ideen zu entwickeln, wie Regenwasser aufzufangen sowie Haupt- und Nachspülwasser beispielsweise zur Melkstandreinigung zu nutzen.

Nicht nur in der Kaffeepause wurden die vorgestellten Themen intensiv diskutiert. In Gruppendiskussionen gab es dazu ausreichend Zeit.

Wassermanagement

Der zweite Tag der BZL-Beratertagung legte das Hauptaugenmerk auf das Wassermanagement. Ekkehard Fricke (Landwirtschaftskammer Niedersachsen) verdeutlichte, dass sich der Wasserbedarf für die Beregnung bis 2050 verdoppeln wird. Einerseits geht die Anzahl an Tieren zurück, dafür steigt andererseits der Wasserbedarf pro Tier aufgrund der hygienischen Anforderungen. Ina Küddelsmann (aquascop) stellte das Konzept "Blueing – einfach blaumachen" als nachhaltiges und landschaftliches Wassermanagement nach dem Vorbild der Natur vor. "Blueing" ist ein ökophysikalischer Ansatz, der Klima-, Boden-, und Gewässer sowie Biodiversitätsschutz in der Landwirtschaft zusammen begreift.

Insgesamt wurde deutlich, dass es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die Landschaft beispielsweise über Elemente wie Hecken und Agroforst oder Konzepte der regenerativen Landwirtschaft auf die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Nur so kann der Wasserhaushalt in der Landwirtschaft langfristig funktionieren und aufrecht gehalten werden.

Einblick in die Praxis

Eine anschließende Podiumsdiskussion zur Frage "Wie können landwirtschaftliche Betriebe zukünftig mit einem optimierten Wassermanagement erfolgreich wirtschaften?" bereicherte den zweiten Tag der Tagung Dr. Philipp Gerhardt (baumfeldwirtschaft.de) und Hermann Künsemöller (Mühlenhof) diskutierten gemeinsam mit den zuvor Referierenden. Die Kernergebnisse der Diskussion:

  • Die Finanzierung genehmigungsfreier, schnell umsetzbarer Maßnahmen wie Agroforstsysteme ist notwendig. Ein gewisses Investment ist erforderlich. Zusätzlich muss die Politik überzeugt werden.
  • Es muss präventiv gedacht werden und es ist Zeit jetzt zu handeln. Ganze Regionen müssen involviert und Erkenntnisse breit gestreut werden.
  • Auch die Industrie muss eingebunden werden und alles, was aus der Natur entnommen wird, muss bestmöglich zurückgeführt werden. Zum Beispiel muss genutztes Wasser gereinigt und in den Wasserkreislauf zurückgeleitet werden. Eine weitere Versiegelung von Flächen darf nicht stattfinden.

Zum Abschluss der BZL-Beratertagung wurde ein Betrieb aus dem Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau besucht. Die notwendigen Besonderheiten bei der Flächennutzung wurden hervorgehoben. So wurden beispielsweise Flächen besucht, die im Strip-Till-Verfahren bestellt werden.