Trocknung von Lebensmitteln - Eröffnung der SolCoolDry Anlage II
Quelle: Matthias Fischer, Innotech Ingenieursgesellschaft mbH
Welternährungstag 2024: Recht auf Nahrung für ein besseres Leben und eine bessere Zukunft
Während weltweit ausreichend Nahrung produziert wird, ist weiterhin einer von 11 Menschen auf der Welt und sogar einer von fünf in Afrika von Hunger betroffen. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung kann sich keine gesunde Ernährung leisten. Agrarforschung ist ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme und die Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung.
Das gleichzeitige Auftreten von Mangel-, Unter- und Überernährung hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die wirtschaftliche Entwicklung von Einzelpersonen und Bevölkerungen. Die aktuellen Produktionsweisen und Konsumgewohnheiten sind anfällig für Schocks und Krisen, tragen zu Umweltverschmutzung, dem Verlust der biologischen Vielfalt, zu Treibhausgasemissionen und zur Verschlechterung der Böden und von Wasser bei. Dies verschärft Hunger und Fehlernährung weiter. Die Agrar- und Ernährungssysteme müssen daher dringend umgestaltet werden, um so zur Eindämmung des Klimawandels und zur Förderung eines guten Lebens für alle beizutragen.
BMEL Forschungskooperationen zur Welternährung
Für eine gesunde Ernährung aller braucht es eine große Vielfalt auf unseren Feldern, in unseren Fischernetzen, auf unseren Märkten und auf unseren Tischen. Es gilt, weltweit nachhaltige und widerstandsfähige Agrar- und Ernährungssysteme zu etablieren. Nahrung ist ein menschliches Grundbedürfnis und die Umsetzung des Menschenrechts auf angemessene Nahrung ist Leitbild für das internationale Engagement des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Das BMEL veröffentlicht regelmäßig Förderbekanntmachungen für internationale Forschungskooperationen zur Welternährung. Mit einem Fokus auf Subsahara-Afrika, Süd- und Südostasien sollen mit Hilfe von partizipativen, praxis- und anwendungsorientierten sowie inter- und transdisziplinären Forschungsansätzen bedarfsorientierte Lösungen für nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme erarbeitet werden.
Seit 2013 wurden so Forschungsvorhaben zu den Themen Diversifizierung der Landwirtschaft, Verarbeitung von Lebensmitteln und Reduzierung von Lebensmittelverlusten, Gestaltung von Ernährungsumfeldern sowie innovativen und nachhaltigen Produktionssystemen gefördert.
Ganz aktuell endete der Aufruf zur Einreichung von Projektideen zur Erforschung der Potenziale der Agrarökologie für territoriale Märkte und Wertschöpfungsketten. Die überwältigende Resonanz und Vielfalt der eingereichten Skizzen bestätigt das große Interesse und die Wichtigkeit des Engagements zur Verbesserung der Welternährungssituation.
Der Projektträger BLE ist dabei im Auftrag des BMEL für die administrative Bearbeitung und fachliche Begleitung der internationalen Forschungsprojekte verantwortlich.
Das Projekt SolCoolDry: Mit ressourcenschonenden und lokal angepassten Technologien Nachfangverluste in Kenia reduzieren und lokale Wertschöpfung steigern
Fehlende Möglichkeiten zur Kühlung oder Haltbarmachung führen häufig dazu, dass große Mengen an Lebensmitteln auf dem Weg zu den Konsumierenden verderben. Besonders dramatisch ist die Situation bei lokal erzeugtem Fisch in Kenia.
Um diesem Problem zu begegnen, hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) gemeinsam mit kenianischen Partnern im Rahmen des Projekts SolCoolDry ein 100 % solar versorgtes, netzunabhängiges und container-basiertes Kühl-Trocknungssystem für Fische und andere verderbliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse entwickelt. Es stellt Eis zur Kühlung von frischem Fisch zwischen Fang und Verbraucher bereit. Gleichzeitig können Lebensmittel durch Trocknung haltbar gemacht werden. Durch die Kühlung und Trocknung von verderblichen Lebensmitteln können die Erzeugerinnen und Erzeuger, unabhängig von der Erntesaison, mehr Waren auf den Märkten verkaufen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren von einer stetigeren Versorgung mit hochwertigen und gesunden Lebensmitteln.
Begleitet durch intensive Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen wurden so lokale Wertschöpfungsmöglichkeiten geschaffen und ein Beitrag zur Reduzierung von Nachernteverlusten und der Verbesserung der Ernährung geleistet. Zwei Anlagen wurden an lokale Gemeinschaften in Mwazaro im Süden Kenias sowie in MuhuruBay am Viktoriasee übergeben. In Mwazaro ist die Beach Management Unit, eine Vereinigung der Fischer, Mangrovenpflanzer, Bauern, Imker und Seetangfarmer für den weiteren Betrieb verantwortlich.
Dabei wird es vom Kenya Industrial Research and Development Institute (KIRDI) weiterhin unterstützt. Die Wartung der Anlage soll zukünftig durch Nutzungsgebühren für den Trockner und den Verkauf des Eises finanziert werden.
Das kenianische Sozialunternehmen WeTu wird den Betrieb des Systems am Viktoriasee übernehmen und damit den langfristigen Zugang sicherstellen. Das ISE wird die Betriebsdaten der Anlage weiterhin sammeln und gemeinsam mit KIRDI und den beteiligten Akteuren auswerten und zur Optimierung der Anlage nutzen.